PROSA (Neuerscheinungen / lieferbare Titel)

 
 

Notre Dame

Roman

 

Aufbau Verlag Berlin 2017

 

431 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag


384 Seiten, E-book, 9,99 €

ISBN: 978-3-8412-1274-0


 

Sein Leben lang hat Torben Berg den Fall der Mauer herbeigesehnt, dafür gekämpft. Doch als es endlich soweit ist, wird er von einer zerstörerischen Leidenschaft überwältigt. Ein großer Roman von Faustscher Art, in dem sich die große Geschichte mit dem Liebesschicksal eines einzelnen Mannes verwebt.

Paris, Ende 1991. Der deutsche Journalist Torben Berg ist in die französische Hauptstadt geflogen, um fern von seiner Familie den Silvesterabend zu verbringen. Zwar weiß seine zwölfjährige Tochter von der Reise, nicht aber seine Frau: Ihre Ehe ist gescheitert. Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Genau hier widerfuhr Berg anderthalb Jahre zuvor das größte Liebesglück und größte Liebesleid. Damals begleitete ihn die junge Studentin Henrike Stein aus Leipzig, die Berg nach einem Konzert Wolf Biermanns Ende 1989 kennengelernt hatte. Es begann eine gewaltige, eine erotische Liebe, die sich gleichwohl immer mehr verdunkelte und deren Schatten bis nach Paris ins Jahr 1991 reichen. Hier muss Torben Berg einen neuen Horizont finden, der sich endlich wieder aufzuhellen beginnt.

„Ulrich Schacht gelingt das Kunststück, die Turbulenzen und Kapriolen des Nachwendejahres 1990 in einer radikalen, zärtlichen Liebesgeschichte zu erzählen. Zugleich entsteht ein ‚Seelendokument’, wie es Torben Berg, Held dieser Geschichte, nennen würde – ehrlich und unverstellt. Habt keine Angst vor dem Glück (und kämpft darum), liebe Leser, das ist es, was uns dieser Roman in jeder seiner Zeilen zuruft.“ Lutz Seiler   

„Nichts weniger als eine weitgefasste Sprach-Kathedrale will mir dieser Roman sein, in dessen Längsschiff sich die leidenschaftliche Liebesgeschichte entwickelt und darin auch endet und auf deren Seitenaltären und in deren Andachtsnischen die quälenden Erfahrungen mit Diktatur und Menschenverachtung erinnert werden, kunstvoll eingebettet in erhebende Stunden größten Liebesglücks.“ Egon Ammann

 

PRESSESTIMMEN

„Herbst 1989. Der Journalist und Lyriker Torben Berg will seine Begeisterung mit aller Welt teilen, denn endlich ist eingetreten, wovon er jahrelang träumte: Das verhasste Regime der DDR, das ihn in den 70er-Jahren wegen sogenannter staatsfeindlicher Hetze ins Gefängnis steckte, bricht zusammen. Berg ist 1951 geboren, wie Ulrich Schacht, und auch sonst weisen die Lebensläufe von Protagonist und Autor zahlreiche Parallelen auf. 1976 vom Westen freigekauft, kommt Berg nach Hamburg, studiert dort und wird Zeitungsredakteur. In dieser Funktion reist er nach dem Mauerfall sofort Richtung Leipzig, lauscht dem Konzert eines namenlos bleibenden Bänkelsängers und saugt die Atmosphäre der Heldenstadt begierig in sich auf. Doch mit einem Mal verschieben sich die Prioritäten. Was politische Befreiung und Neuanfang bedeutet, sorgt im Privaten für eine völlige Konfusion, die Bergs bisheriges Leben in Frage stellt. Denn im aufgewühlten Leipzig verliebt er sich in die junge Studentin Rike ... Ulrich Schacht schreibt mit hohem Einsatz. Das immens Politische und das höchst Intime sind nicht mehr voneinander zu trennen. Erst der Rückblick soll für Klarheit sorgen, und so sehen wir am Romananfang Torben Berg im Flugzeug nach Paris. In seiner Sehnsuchtsstadt, die er auch mit Rike besuchte, will er die Silvesternacht 1991 allein verbringen; von dort schaut er zurück auf zwei Jahre, die sein Leben veränderten ... Reisen führen ihn nach Schottland und auf die Färöer-Inseln, Erinnerungen in die beklemmende Vergangenheit. Um nichts weniger als um den Sinn seines Lebens geht es Berg, und die Qualität dieses Romans liegt darin, das Ringen darum in allen Schattierungen und mit hoher sprachlicher Eleganz einzufangen... Wovon Menschen überwältigt und gepackt werden, das lässt sich nicht vorhersagen – und vermutlich nur durch ein Erzählen inszenieren, das sich dem Chaos solcher Emotionen stellt und nicht so tut, als ließe sich das Durcheinander rasch und geräuschlos beseitigen.“

Rainer Moritz, Deutschlandfunk, 2.6.2017

 

„Bisher ist Ulrich Schacht als Essayist und Lyriker hervorgetreten ... ‚Notre Dame’ ist sein Debüt als Romanautor, und zwar eines, der die Bobachtungs-Lust und die Wort-Lust und die Gedankentiefe des Lyrikers nie vergessen lässt. Das hier ist insofern ein Actionroman, als es die Action zweier Herzen ist, ein Lolita-Feuer, ein Mignon-Roman, der den Älteren um seinen Verstand bringt ... Vor der Kulisse eines Geschichtssturms hat Ulrich Schacht einen Gefühlssturm in Szene gesetzt, schonungslos ernst und gleichzeitig wortzaubernd und wirbelnd, eine Amour fou, die die Wucht hat, den Protagonisten zu vernichten. Ein Bravourstück.“

Matthias Matussek, Tichys Einblick 11/2017

 

„Es ist ein Experiment: Die Jahre der Wende in Deutschland und die Geschichte der politischen Verfolgung in der DDR kunstvoll mit einer großen, alles überspannenden, bittersüßen Liebesgeschichte zu verknüpfen, mit zwei Biografien, die sich überschneiden – ein Experiment, weil die Liebesgeschichte das Politische dominieren und Spannung sich allein daraus speisen könnte. Aber Schacht gelingt die Balance – zwischen politischer Präzision und emotionalem Rausch, zwischen historischem Ereignis und großer Liebe. Ein überaus vielschichtiger Roman, der genaue und geduldige Lektüre verlangt.“

Christiane Schwalbe, http://neue-buchtipps.de, 2017/10

 

Der Dichter und Erzähler Ulrich Schacht, im erzgebirgischen Stollberg geboren und in Wismar aufgewachsen, wurde in der DDR zu mehrjährigem Freiheitsentzug verurteilt und in den Westen abgeschoben. Zweifelsohne trägt sein Roman ‚Notre Dame’ auch biographische Züge. Schacht erzählt jedoch wesentlich weiter ausgreifend, opulent zuweilen und mit ausgeprägtem Hang zu melodramatischen Strukturen. Seine ätzend-ironische Überzeichnung eines selbstverliebten Überwältigers von Format, das Porträt des Egomanen per se, der sich starrköpfig ins eigene emotionale Elend manövriert, gerät an keiner Stelle zur Karikatur und muss als literarisches Kabinettstück bezeichnet werden.

Li Lien, Dresdner Stadtmagazin SAX, 8/17

 

Uns bleibt immer noch Paris, sagt Humphrey Bogard zu Ingrid Bergman auf dem verregneten Rollfeld zum Finale in Casablanca' und entlässt sie in ein anderes Leben. Mit der Reminiszenz an Paris starb die Hoffnung ihrer Liebe. Vor diesem Hintergrundrauschen entspannt sich die Geschichte des von Ulrich Schacht virtuos inszenierten Romans Notre Dame. Hauptfigur Torben Berg hatte das, was man gemeinhin als erfolgreiche Biographie bezeichnet. Seine Ehe war solide, der Vater einer zwölfjährigen Tochter etabliert als Kulturjournalist, geschätzt als Schriftsteller. Doch zum Jahresausklang 1991 blickt Berg im selbstgewählten Pariser Exil auf die Scherben eines Privatlebens zurück, die er neu zu sortieren versucht. Vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung Deutschlands bahnte sich anderthalb Jahre zuvor auch in Bergs Leben eine Wende an, die ihn in die Wirrungen eines Gefühlsabenteuers abstürzen ließ ... So begegnet Berg in Leipzig nach einem Konzert Wolf Biermanns der Studentin Henrike Stein, von allen nur Rike genannt. Was als zarter Flirt begann, verpuppte sich zur handfesten Affäre ... Wie zwei Liebende auf der Flucht zog es sie in das Nachtleben von Paris, das ländliche Schottland und zuletzt in ein Hamburger Liebesnest. Wie brennendes Magnesium, das auflodert, bevor es in seine Fragmente zerbröselt, war die Halbwertzeit ihrer Liebe gering. Für Berg begann ein zermarterndes Martyrium: Die Sucht aber, für immer mit ihr zusammen sein zu wollen, koste es, was es wolle, um jeden Preis, hatte, wie noch jede, etwas anderes ins Spiel gebracht: die Bereitschaft, den erhofften Zustand, um ihn für immer zu bewahren, selbst hinter einer Grenze zu erfahren, hinter der für die Zurückbleibenden nur Dunkelheit begann, Schwärze, Stummheit. Eine Landschaft ohne Antwort, Erkenntnis. Das Nichts. Schacht gelingt es, die politischen Ereignisse jener Zeit geschickt mit der persönlichen Geschichte zu verquicken ... Ulrich Schacht ist mit Notre Dame ein großer Wenderoman gelungen, der sich durch eine wirkmächtige Sprache auszeichnet.“

Björn Eenboom, Cicero 04.2017

 

„Eigentlich hätte Torben Berg, der Protagonist in Ulrich Schachts neuem Roman ‚Notre Dame’, Anlass zu Zufriedenheit und Gelassenheit. Hautnah erlebt der Journalist am Ende des denkwürdigen Jahres 1989 den Untergang der DDR mit, [...] dem er rechtzeitig entkommen konnte, um sich im Westen eine neue, respektable Existenz als Kultur-Reporter aufzubauen. Doch als der End-Dreißiger Berg während der unvergesslichen Tage der sich überraschend abzeichnenden nationalen Einheit nach einem Konzertbesuch in Leipzig zufällig einer jungen Frau namens Rike begegnet, ist es um ihn geschehen. Es ist die Frau seines Lebens, wie er nicht frei von Pathos erkennt. Nichts geht mehr ohne die Studentin. Der verheiratete Vater einer Tochter, der sich selbst als ‚Romantiker’ bezeichnet und in der Ehe schon lange nicht mehr den Herzens-Kick findet, unternimmt alles, um häufig nach Leipzig zu kommen und seine Liebe wiederzusehen ... Aus diesem dramaturgisch-existenziellen Entweder-Oder bezieht der 430-Seiten-Roman, der auf hohem sprachlichen Niveau Reflexion, Erotik und Zeitgeschichte verbindet, einen nicht unwesentlichen Teil seiner Spannung ... Am Ende in Paris scheint aber auch bei dem sensiblen Kraft-, Denk- und Tat-Menschen Torben Berg die leise, gekonnt verdrängte Stimme des Gewissens einen Raum zu erhalten. Er nimmt an der Jahresendmesse in der Kathedrale Notre Dame teil. Hier empfängt der Protestant wie ganz selbstverständlich die geweihte Hostie aus den Händen des Priesters ... Erlösung ist möglich ... Nach der lesenswerten Novelle ‚Grimsey’ (2015), für die Ulrich Schacht mit dem Preis der LiteraTour Nord ausgezeichnet wurde, hat der Schriftsteller und Publizist, der seit vielen Jahren in Schweden lebt, in diesem Jahr mit ‚Notre Dame’ einen Roman in großer Form vorgelegt. Ein sehr lesenswertes Buch, dem es fast schon in Manier von Graham Greene gelingt, die Sünde mit Faszination und heiliger Keuschheit zu schildern. So menschlich groß, wie Fehltritte eben sein können, wenn sie von Menschen, die nach Liebe suchen, begangen werden.“

Stefan Meetschen, Die Tagespost, 21. Juli 2017

 

„Ulrich Schacht ist ein grandioser Erzähler. In seinem Roman ‚Notre Dame’ verwebt er eine Liebesgeschichte mit den politischen Ereignissen der Nachwendezeit ... Torben Berg hat wie der Romanautor Erfahrungen mit der Diktatur. Er saß in der DDR als Dissident in Haft und war von der Bundesrepublik freigekauft worden. Das Ende der DDR sehnt er herbei. Nachdem 1989 die Mauer tatsächlich gefallen ist, fährt Berg von Hamburg als Journalist zur Recherche nach Leipzig, wo er Rike und ihrem Freund begegnet. Rike und Torben verlieben sich ineinander. Ausgerechnet in dem Moment, als Berg hofft, als Sieger der Geschichte in das politische Geschehen eingreifen zu können. Die Liebe wirft den in journalistischer Absicht in den Osten gereisten Berg aus der Bahn ... Torben ist verheiratet mit Karla, die im Roman als eine positive, charakterstarke Persönlichkeit dargestellt ist. Die Beziehung mit ihr ist für Torben eine starke Stütze, doch die Ehe scheitert. Rike und Torben ziehen zusammen. Aber ihre Beziehung entwickelt sich immer mehr zu einer komplizierten, verkrampften, destruktiven. Es wechseln Szenen leidenschaftlichen Liebesglücks und solche, in denen die politischen Ereignisse reflektiert werden ... Was zieht den Protagonisten erneut nach Paris? Und warum trägt das Buch den Titel ‚Notre Dame’? In der Kathedrale feiert der Protestant eine Messe in fremder Sprache mit und macht sich bewusst, dass ihm in dem Priester ein ‚geweihter Mensch’ gegenübersteht, der über die Gabe verfügt, etwas, was immer wieder aufriss, zu verbinden, zu heilen. Als Torben Berg Notre Dame verlässt, tut er dies im Bewusstsein, den Trost der Vergebung empfangen zu haben.“

Sabine Kuschel, Glaube + Heimat, 23. Juli 2017

 

„Entstanden ist eine zarte, poetische Liebesgeschichte, eingebettet in die Umbrüche der Wendezeit. Das Politische wird überlagert durch die Liebesromanze. Die große Kunst dieses Romans ist die Verschachtelung der verschiedenen Ebenen. Schacht erweist sich als großer Erzähler mit langem Atem. Das Schöne ist die sprachliche Eleganz und die lyrische Note.“

Michaela Höber, Nürnberger Zeitung, 20.6.2017

 

„Liebe. Darüber hat Ulrich Schacht einen Roman geschrieben. Notre Dame. Das ist ein kathedraler Höchstgriff: Die Pariser Kirche als Ort, wo sich das Erhebende und die Schwerkraft kaum mehr voneinander unterscheiden lassen. Demut trifft aufs Entschweben. In Paris endet 1991, was zwei Jahre zuvor beginnt und über mehrere europäische Zwischenstationen führt. Reporter Torben Berg, verheiratet, eine Tochter, wird von seiner Hamburger Redaktion nach Leipzig geschickt, wo er die Studentin Rike kennenlernt. Es ist Ende 1989. Ein Wolf-Biermann-Konzert. Der Symbol-Sänger wieder im Osten! Aber seine Lieder hatten ihre Zukunftsfarbe verloren. Die friedliche Revolution freilich frappiert, niemand steht an der Wand, keiner hängt an der Laterne. Neues Testament pur. Liebe. Das Schöne an ihr bleibt das Chaos, das sie stiftet – denn die Liebe geht tanzend auf den Strich, den sie durch die Rechnungen der Rationalisten macht ... Liebe. Torben Berg erfährt sie als Duell zwischen dem Teufel und dem Clown in ihm: Der Teufel weiß das Rezept, unbeschadet durch die moderne Welt zu kommen: Du musst nur vergessen, lieben zu können. Der Clown indes beharrt auf seinem Innigkeitsvermögen - und hat doch schon die ersten Buchstaben seines Namens unter den Vertrag mit dem Teufel gesetzt. Berg durchlebt seine Zerrissenheit zwischen Ordnung und Affäre, zwischen Bestand und Aufbruchsfeuer ... Liebe. Wer liebt, fragt nicht, ob dies erlaubt, günstig oder überhaupt möglich sei. Liebe bleibt in einem Sinne Krieg: Sie versucht, alles zu vernichten, was gegen sie spricht. Berg liebt Rike, und der allgemeine Freiheitsrausch nach dem Mauerfall fährt in die bisher gültigen Bindungen hinein wie ein entwurzelnder Sturm. Entwurzelung ist reizvolle Entfesselung – die wiederum überfordert. Und so wühlt sich die Geschichte in den schier ausweglosen Fragefilz: Was ist an unserer Biografie freier Wille und was Fremdbestimmung? ... Im Realismus-Barock seines ostwestdeutschen Panoramas lässt Schacht die Wendezeit aufblitzen; Torben Berg erlebt sich als Zeuge der Zeitgeschichte, der bis nach Großbritannien medial begehrt ist. Skizzen von Freunden, von einstigen Gegnern summieren sich ... Liebe. Sie ist die reine Natur. Also besitzt Liebe auch deren Grausamkeit – es gibt bekanntlich in der Natur keine Gleichberechtigung, keinen wirklichen Frieden, noch nie lieferte Natur ein Beispiel dafür, dass das Schwächere über den Stärkeren siegt. So gibt es auch in der Liebe den Stärkeren und den Schwächeren. Immer liebt von zweien einer stärker – das ist der Schwächere ... Torben Berg wird am Ende allein, ohne Rike, nur mit Erinnerungen, durch Paris gehen. Nein, nicht allein: einsam. Aber jetzt ist Silvester. Jakobsmuscheln, Truthahn in Trüffelsoße. Notre Dame, Eiffelturm. Feier! Wo Menschen feiern, feiert der Teufel (während der Clown weint), und sie offenbaren das Betriebsgeheimnis der Gattung: Tragödien erleiden wir nicht, wir vermitteln, wir zertanzen, wir zerreden sie – wir wollen ja leben! Schachts Roman einer glückvollen, glücklosen Liebe ist Koloratur, ist Opulenz, ist Melodram ... Also: Was uns erfüllt, wird keinen Raum haben; was uns hoffen macht, wird keinen Ort erhalten; und dessen wir sicher sind, das trifft auf Leute, die nur abwinken. Aber nur was wir gegen die Welt lernen, haben wir fürs Leben gelernt. Kann ein Buch mehr Zuversicht geben?“

Hans-Dieter Schütt, neues deutschland, 16.5.2017

 

„Ulrich Schacht hat einen unglaublich dichten Roman geschrieben – über eine (fast) unmögliche Liebe in den wilden Nachwende-Jahren. Notre Dame zeigt das Scheitern von Beziehungen. Lässt aber erahnen, was möglich ist, wenn das Glück starre Grenzen überwindet [...] Die Amour Fou beginnt an einem Mittwoch in Leipzig, im Dezember 1989 nach dem legendären Biermann-Konzert. Und endet mit einem einsamen Silvesterabend in Paris zwei Jahre später. Dazwischen liegt Bergs verrücktes Liebesabenteuer mit der Leipziger Studentin Rike. Mit der jungen, attraktiven Frau erlebt er eine emotionale Achterbahnfahrt, die ihn auf Gefühlsgipfel führt und Höllenqualen leiden lässt. Torben Berg ist hin- und hergerissen – im inneren Chaos tobt mal der Teufel, mal obsiegt der Clown. Ein mephistophelisches Kesseltreiben beginnt, aus dem Berg immer wieder flüchtet. Und doch die nächste Nacht auf dem Leipziger Matratzenlager in Rikes Armen herbeisehnt.“

Olaf Majer, Leipziger Volkszeitung 18. März 2017

 

„Mit der Liebe ist das so eine Sache. Manchmal kommt sie ganz leise, manchmal laut wie ein Donnerschlag. Und manchmal – nicht immer ganz gelegen – schlägt sie sich als Naturgewalt nieder. Als alles erschütterndes Erdbeben inklusive Vulkanausbruch, dessen Lava alles Dagewesene niederwalzt. So auch bei den Protagonisten in Ulrich Schachts Roman Notre Dame... Entstanden ist eine zärtliche, fast poetische Liebesgeschichte. Ein großer Liebesbrief – tatsächlich ist ein Teil des Romans in Briefform verfasst – an die Liebe selbst. Schacht gibt tiefe Einblicke in die Gedankenwelt seines Protagonisten, verwebt sie mit dem Zeitgeist der Nachwendezeit und vermeidet es gekonnt, in kitschige Plattitüden abzudriften. Und so erzählt er leidenschaftlich, aber doch nüchtern, mal laut, mal leise und immer irgendwie als Naturgewalt. Eine Naturgewalt, die den Leser einmal auseinandernimmt und als neu zusammengesetzten Menschen im letzten Kapitel wieder auftauchen lässt.“

S. Kugler, Tagesspiegel/Potsdamer Neueste Nachrichten, 9.4.2017

 

„Mit Torben Berg hat Schacht einen Charakter erschrieben, der sich aus Versatzstücken der Geschichte so gut wie möglich zusammengesetzt hat. Als die Mauer fällt, als er Rike in Leipzig beim Biermann-Konzert begegnet und sich augenblicklich in die erheblich jüngere Frau mit dem himmelblauen Trabant verliebt, da bricht auch in ihm sein bisheriges Leben auseinander. Rike – das ist seine ganz eigene innere Revolution. Berg nutzt fortan jede Möglichkeit, die Liebe durch Rechercheaufträge in Leipzig möglich zu machen. Und sie wird möglich, und sie wird exzessiv gelebt. Heimlich und dann, als Klara Rechnungen findet, auch öffentlich, aber mit einem Geschmack von Schuld und Bitterkeit. Und es dauert auch nicht lange, da fahren Berg und Rike nach Paris und geben ihrer Liebe das Zuhause des Klischees; wenn auch nur für ein paar Tage. Und, denn die Welt ist ja jetzt so offen und bereit wie die Herzen der beiden, geht es noch nach England. Alles, nur kein Alltag. Aber schon in Paris legt sich ein Schatten über das Glück, deuten sich Unmöglichkeiten und Unwägbarkeiten an... Berg muss erkennen, dass er vielleicht der war, der mehr geliebt hat und man auf der Spitze nicht leben kann... Fast spiegelbildlich lässt Schacht im Privaten alles unter schwarzen Sternen zusammenbrechen, während im Historischen alles Einstige unter hellen Sternen zusammenwächst. Dieser Antagonismus ist die Stärke des Romans ... Die Geschichte von Rike und Berg in diesem Interimszustand deutscher Geschichte, in dem plötzlich alles möglich war, ist irgendwie auch die Geschichte von uns allen. Es ist die Geschichte zweier Königskinder, die zwar zueinander gefunden haben, sich lieben, aber doch nicht recht zueinander passen. Noch nicht. Die Tiefe des Wassers zwischen beiden hat Schacht ausgelotet. Er hat mit Torben Berg einen Protagonisten erschaffen, der unsicher ist, aber auch neugierig und mutig genug, um seine Komfortzone zu verlassen und das Wagnis eines erneuten, späten Anfangs eingeht und der nach einem Menschen sucht, mit dem er zusammenwachsen kann; auch unter Schmerzen.“

Heike Kunert, Lesart 2/17

 

„Ulrich Schachts sprachlich äußerst gelungener Roman ist kein Wenderoman, obwohl er vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse der Jahre zwischen 1989 und 1991 spielt und eine ganze Reihe von Personen der Zeitgeschichte [...] miteinbezieht. Stattdessen nimmt der Leser teil an einem doppelten Umbruch, der noch zu nichts Neuem führt, allenfalls die Hoffnung auf einen Neuanfang spüren lässt. Weder ist Torben Berg über seine zerstörerische Liebe ganz hinweg, als er in Paris Bilanz zieht, noch hat sich das wiedervereinigte Deutschland, haben sich vor allem die Menschen im Osten der größer gewordenen Republik an die gewandelten Verhältnisse gewöhnt. Berg hat sich wie das Land, aus dem er stammt, zu dessen Untergang er beigetragen hat und dem er keine Träne nachweint, voller Leidenschaft in ein Abenteuer gestürzt, das dem Dasein einen neuen Sinn zu geben versprach ... Und in diesem Punkt sind sich der nach neuen Ufern suchende Protagonist aus Notre Dame und die Menschen eines Landes, in dem nach 40 Jahren Stillstand und Niedergang eine kurze Phase des Außer-sich-Geratens überleitete in eine andere Form von Normalität, dann doch wieder frappierend ähnlich. Sie erzählen ein und dieselbe Geschichte.“

Dietmar Jacobsen, www.literaturkritik.de, 25.8.2017

 

„Der Autor und DDR-Dissident Torben Berg hat sich in seinem Leben in der Bundesrepublik gut eingerichtet, als 1989 die Mauer fällt. Von seiner Zeitung wird er im Frühjahr darauf zur Buchmesse nach Leipzig geschickt, dort lernt er Rike kennen und lieben. Seine ohnehin schon angezählte Ehe hält dem nicht stand, aber auch mit dem neuen Glück nimmt es ein Ende. Ulrich Schacht verwebt hier zahlreiche (wohl auch zumindest teilweise autobiografische) Ebenen miteinander: Erinnerungen an Leben und Verfolgung eines Schriftstellers in der Diktatur, Spurensuche in der Gerade-noch-DDR bei der Recherche für einen Film, eine neue Liebe und ihr Auskosten bis zum bitteren Ende und schließlich noch die Rückschau darauf mit noch nicht ganz verheilten Wunden. Das ist viel Stoff für 431 Seiten, aber es funktioniert, vor allen durch Schachts mitunter wunderschöne, immer aber virtuos eingesetzte Sprache.“

Thomas Oberholthaus, Borromäusverein e.V.

Dachverband der Kath. Öffentl. Bibliotheken

 

„Ulrich Schacht ist ein Architekt der Sprache und Literatur; er konstruiert kunstvoll und gewaltig (eben kathedralenartig!) große Handlungsbögen und leise und fein wie eine Klöppelarbeit dichte Sätze.“

www.stadtbibliothek-rostock.de, 28.7.2017

 

„Silvester 1991: Der Journalist Torben Berg reist allein nach Paris, zieht Bilanz nach einer leidenschaftlichen Liebesaffäre, an der seine Ehe zerbrach. Dies ist der Rahmen des 1. Romans desw Lyrikers, Essayisten und Erzählers Ulrich Schacht (zuletzt ‚Grimsey’, ID-B 41/15). Die Erinnerungsbilder der Hauptgestalt führen in die Tage nach der Maueröffnung zurück. In einem Leipziger Studentenclub lernt der Journalist aus Hamburg nach dem Biermannkonzert die junge Rike kennen. Er ist fast 40, verheiratet, Vater einer Tochter. Auch die Studentin Rike, im Osten aufgewachsen, Lehrerkind, ist gebunden. Bergs Lebensgeschichte, mit starken biografischen Parallelen zum Autor, wird besonders durch ein Filmprojekt Teil der Handlung. Dies und zahlreiche Reisen erlebt er mit seiner Geliebten. Von seiner Nordatlantiktour schreibt er ihr einen sehr langen, tagebuchartigen Liebesbrief. Dieser steht in der Mitte des 3-geteilten Romans, in dem die gesellschaftlichen Ereignisse gekonnt mit der alles dominierenden Liebesgeschichte verwoben sind. Überzeugend, sprachgewaltig ˗ für große Bibliothek sehr zu empfehlen.“

Eleonore Gottelt, ekz bibliotheksservice, ID bzw. IN 2017/16

 

Notre Dame ist ein Roman, in dem es um Grenzüberschreitungen, das Überwinden von politischen, gesellschaftlichen und den inneren Mauern geht. Die Stadt Paris als Sinnbild der Liebe. Denn es ist die Stadt, von der wir die Schönheit und Vollkommenheit erwarten ... Ulrich Schacht hat einen Roman geschrieben, der sich wie eine Kathedrale vor dem Leser aufbaut. Stück für Stück entfaltet sich das komplexe Werk. Gleich dem kirchlichen Gebäude steht man am Ende vor einem Kunstwerk, das den Grundriss und den Aufriss der persönlichen Lebenskunst und Philosophie  umspannt. Beim Betrachten entdecken wir das schnörkellose Werk, das alles Menschliche und Übermenschliche beinhaltet. Der kleine Mensch als unvollkommenes Wesen wandelt durch diese Kathedrale und wird zum Abglanz der Schönheit auf der Suche nach Freiheit und Liebe ... Ein Roman über die Wiedervereinigung zweier Staaten und das Finden der Liebe. Freiheit als Ziel in den historischen Begebenheiten, im Leben und in der Liebe. Ein Roman, der zart, poetisch und wuchtig zugleich ist, gleich dem Bild, das wir uns von einer Kathedrale machen.“

www.leseschatz.com, 22.5.2017

 

„Als die Mauer 1989 fiel, hatten die Menschen des nun vereinten Deutschlands endlich die Möglichkeit, sich frei von einem Ort zum anderen zu bewegen. Ohne Rücksichtnahme auf Politik, auf ein makelloses Führungszeugnis oder sonstige Faktoren. Jene Familien, die geteilt worden waren, konnten sich wieder vereinen, und natürlich durfte auch die Liebe wieder grenzübergreifend passieren. Genau so ein Fall ist der Ausgangspunkt für Ulrich Schachts Roman Notre Dame... Wenige Wochen nach der Öffnung der Grenzen lernt Torben Berg Henrike Stein, Rike, in einer Nacht in Leipzig kennen. Nach einem zögernden Herantasten stürzen sich die beiden in eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Und das, obwohl Torben Berg verheiratet ist und eine Tochter hat, und Henrike in einer Beziehung lebt. Zusätzlich, und hier findet sich eine der Parallelen zu Philip Roth, liegt zwischen den beiden Liebenden ein nicht unerheblicher Altersunterschied ... Ein auf den ersten Blick also gar nicht originelles Sujet eigentlich; älterer Mann, jüngere Frau, eine außereheliche Beziehung, die Zeit nach der Wende. Den feinen Unterschied macht Ulrich Schachts schriftstellerisches Können aus. Schacht würde wahrscheinlich sogar mit einem Roman über zwei auf einer Bank sitzende Ameisen ein literarisches Erlebnis schaffen. Die feinen Beobachtungen, welche Schacht über Torben Berg, der womöglich eine Art alter ego des Autors ist, dem Leser nahebringt, sind berauschend sinnlich und bieten immer wieder Momente der Erleuchtung .... Die große Kunst dieses Romans ist die Verschachtelung der verschiedenen Ebenen. Auf der einen Seite die politische und geschichtliche Ebene, die ja für sich ein bereits übermächtiger Brocken ist. Auf der anderen die private, leidenschaftliche Ebene. Die Geschichte trifft auf die private Ebene. Und das ist selten so gelungen wie in Ulrich Schachts Roman Notre Dame. Schachts bestechende, poetische, wandlungsreiche und polyphone Prosa ist, zusätzlichen zu den anderen Qualitäten dieses Romans, das wirklich Berauschende, der große Sieger. Jeder Satz ist wie in Stein gemeißelt, ausgefeilt, genau ausgehört und auf seine Umgebung abgestimmt. Die Dialoge ebenso, mit fein ausgehörten Persönlichkeiten der Protagonistinnen und Protagonisten. Protagonisten, die ihre Grenzen überwinden, die ihre neu gewonnene Freiheit in der Liebe suchen und doch nie ganz frei sein können. Ein wahrlich großartiger, ja herausragender Roman, dem der Rezensent eine große Leserschaft wünscht.“

Roland Freisitzer, www.sandammeer.at, 05/2017

 

„Nachwendewirren beschreibt Ulrich Schacht in seinem ersten Roman ‚Notre Dame’. Geschickt verschränkt er Politik und Liebe während der Jahre 1989 und 1991, in denen Gefühle und Gesellschaft auf neue, zuweilen auch Abwege gerieten. Ein feuriger Liebesroman mit schöner Auflösung in Paris.“

Susanne Retzlaff, www.ostsee-zeitung.de, 10.4.2017

 

Revolution in Leipzig 1989. Menschen, die mehr vom Leben wollen. Mehr sehen, mehr dürfen, mehr haben, mehr fühlen. Aber auch Menschen, die damit nichts anfangen können, hilflos mittreiben, keinen Halt finden. Oder Halt in einem anderen Menschen, bis die Leidenschaft und die Geschehnisse alles zu zerreißen drohen. In Notre Dame entspinnt sich eine gewaltige Liebe, die ihren Höhe- und Tiefpunkt im Paris 1991 finden und die zwei Städte so auf wunderbar tiefsinnige, detailreiche und wortverliebte Weise zusammen bringen wird. Schachts Hauptprotagonist geht dem Leser dabei nah. Er kann ihn verstehen oder auch nicht, aber er kann fühlen, was er fühlt. Die feine Sprache, die der Autor verwendet, die klugen Vergleiche und Zitate oder das Einspinnen von Briefabsätzen dies alles macht Notre Dame zu einem besonderen Buch.

Anne-Marie Holze, www.kulturfalter.de, März 2017

 

„Mit seinem Roman Notre Dame, der eigentlich Sacré Cœur heißen müsste, hat sich der Poet und Romancier Ulrich Schacht endgültig an die einsame Spitze der deutschen Gegenwartsliteratur geschrieben. Seine Sprache, die Kraft seiner Bilder, seine Kunst, Assoziationen und (auch längst vergessene) Gefühle in seinen Lesern zu wecken, ist derzeit unübertroffen. Es ist ein Roman über die Liebe, die Schönheit des Lebens noch im kleinsten Detail, die Urgewalt von Kunst und Natur, aber auch über die Unvollkommenheit des Menschen, seines Geworfenseins in die Welt [...] jeder ist dazu verdammt, mit nur einem Versuch zurechtzukommen. Worauf es in diesem Versuch ankommt, darauf gibt Schacht eine radikal eindeutige Antwort: die Liebe. Nur wer die Kraft hat, lieben zu können, selbst wenn die Liebe scheitert, was wohl häufiger der Fall ist, als dass sie ewige Erfüllung findet, hat Aussicht auf Gelingen. Wer liebt, der sieht die Welt schärfer, ist offen für ihre verschwenderische Schönheit. Schacht lässt seine Leser teilhaben an den täglichen Wundern, die Torben Berg in sich aufnimmt. Wer schon einmal in Paris gewesen ist, wird durch Schachts Beschreibungen an seine seligsten Momente erinnert, selbst wenn er sie längst vergessen zu haben glaubten. Wer nie auf dem Färöer-Archipel gewesen ist, wird nach der Lektüre des Romans das Bedürfnis haben, diese Inseln selbst zu sehen. Seit den Wahlverwandtschaften von Goethe hat es keine so anrührende intensive Beschreibung des Menschen in der Landschaft gegeben. Schacht, der etwa in dem Alter ist, in dem Joseph Roth seinen Menschlichen Makel oder Louis Begley About Schmidt geschrieben hat, vermeidet den Fehler der beiden, die Affäre eines Mittsechzigers zu einer vierzig Jahre jüngeren Putzfrau oder Kellnerin zum ultimativen Liebeserlebnis zu erklären. Sein Torben Berg ist 39 Jahre als, als er unerwartet die Frau seines Lebens trifft, die sein bisheriges Dasein zerbröckeln lässt, wie den deutschen Arbeiter- und Bauernstaat zur Zeit des Romangeschehens. Dennoch ist es kein Wenderoman. Im Gegenteil: zwar wird immer mal wieder auf die Friedliche Revolution und ihre Folgen Bezug genommen, aber das spielt sich im Hintergrund ab, als Metapher für die Urgewalt, die Berg erfasst hat [...] Am Ende muss Berg erkennen, dass er machtlos ist. Er könnte diese Liebe leben, Rike nicht. Sie ist die Gefangene ihrer diffusen Ängste. Warum sie sich nicht befreien kann, bleibt ein Rätsel. Am Schluss ist jeder auf sich zurückgeworfen. Es gibt kein Happy End, aber eine Geschichte, die weiter geht, Torben Bergs Geschichte.“

 Vera Lengsfeld, www.achgut.com, 28. April 2017

 

„Hinter der Mauer existieren viele Träume, Sehnsüchte. Auch Reisen in fremde Länder und ferne Orte waren für viele nur ein Traum und blieben es auch. Als die Mauer in der DDR 1989 bröckelte und schließlich fiel, galt die Freude der nun gewonnenen Freiheit. Jeder konnte reisen, geteilte Familien im geteilten Land konnten wieder zueinander finden, jeder konnte Menschen kennenlernen, die mit dem geteilten Deutschland wohl nie zusammengekommen wären. Eine dieser Geschichten erzählt Ulrich Schacht in seinem neuen Roman Notre Dame. Es ist die Geschichte einer großen, aber kurzen Liebe in den ersten Jahren der Nachwendezeit ... Wer Schachts wundervolle Novelle Grimsey gelesen hat, wird manches Mal ein Déjà-vu erleben. Wie der namenlose Held des schmalen, 2015 erschienenen Bandes, der auf die vor Island gelagerte Insel Grimsey reist, ist auch Torben ein Inselsammler, mit der Weite des Meeres verbunden, und ein Viel-Reisender selbst in entlegene Weltgegenden. In einer Hafenstadt an der Ostsee aufgewachsen, vermutlich Wismar, viele Orte und Personen werden nicht benannt, nur angedeutet, hat er schon viele Eilande mit Freunden besucht. Eine Tour führt ihn im August 1990 auf die Färöer, eine karge Inselgruppe im Nordatlantik zwischen Island und Norwegen gelegen. Auf dieser Reise begleitet Rike ihn jedoch nicht. Er schreibt ihr ein Tagebuch, den längsten Liebesbrief der Welt, um seine Erlebnisse und seine Gefühle zu ihr, vor allem die schmerzvolle Sehnsucht zu beschreiben. Wie dieses Innen und Außen klar und detailliert, dicht und poetisch beschrieben wird, ist große Kunst ... Notre Dame ist ein herausragender Roman, der Worte findet für die Wucht der geschichtlichen Ereignisse sowie für die Zartheit einer besonders intensiven Beziehung. Es würde mir sehr gefallen, Schacht und sein neuestes Werk auf der Longlist, vielleicht sogar der Shortlist zum Deutschen Buchpreis zu sehen. Denn preisverdächtig ist dieser Roman ohne Frage.“

Constanze Matthes, htpp://zeichenundzeiten.com, 22. März 2017

 

„Das Mauerfall-Jahr 1989 endete im gleichen Schwebezustand, in dem auch das Nachwende-Jahr 1990 begann. Die friedliche Revolution des Volkes hatte den Zerfall der DDR sowie die Auflösung der Sowjetunion besiegelt und damit den Beginn einer neuen und doch ungewissen Zeit eingeläutet. Politische Turbulenzen und gesellschaftliche Spannungen bestimmten den Beginn des neuen Jahrzehnts. Die Auf- und Umbruchstimmung der Nachwendezeit hat Schriftsteller Ulrich Schacht nun in seinem autobiographischen Roman Notre Dame aufgegriffen und zu einer Liebesgeschichte verarbeitet ... In anspruchsvoller Sprache und mit dem Mittel des Bewusstseinsstromes, den auch James Joyce, Leo Tolstoi und Virginia Woolf in ihren Werken nutzten, erzählt Schacht die Liebesgeschichte und erlaubt dem Leser einen Einblick in Torben Bergs komplexe Gedankenwelt.“  

Corinna von Bodenhausen, Hamburger Abendblatt, 28.2.2017

 

 
 

Grimsey

Eine Novelle

 

Aufbau Verlag Berlin 2015

 

189 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
 

189 Seiten, Taschenbuch, 9,99 €

ISBN: 978-3-7466-3301-5

 

176 Seiten, E-book, 7,99 €

ISBN: 978-3-8412-1029-6


 

Das kleine Flugzeug hat ihn, den Mann in der Mitte des Lebens, direkt von Akureyri nach Grimsey gebracht. Die winzige isländische Insel im Nordmeer, durch die der Polarkreis verläuft, ist für ihn, der schon viel herumgekommen ist, der fünfte arktische Boden, den er betritt. Fast ist es so, als sammele er Inseln. Sein Weg führt ihn über das karge Eiland, hinein in eine Kirche, in der ein merkwürdiges Summen tönt: Fliegen sind es, unzählige Fliegen, aber auch schon tote, verknäult, verklumpt. Draußen, in der Einsamkeit und Natur, Erinnerungen an früher, als er Kind war und Sandinseln am Strand baute, als er ein Junge war und Altpapierlager nach Büchern durchstöberte, als er ein Mann wurde, sich auflehnte und verhaftet wurde. Er, der Fotograf, Berichterstatter und Chronist, braucht Nahrung und neue Filme, trifft freundliche Einheimische, sieht immer wieder einen kleinen Jungen, alles scheint ganz normal, wenn da nicht die weißen Flecken wären, in den Wiesen. Die weißen Flecken werden mehr, und schließlich erkennt er, es sind tote Möwen. Was hat das zu bedeuten, hier, wo die Stille Musik, wo die Landschaft eins mit ihm ist? Am Ende des Tages, nach dem Überschreiten der Insel und dem Durchschreiten seines Lebens, wird er es wissen und ein anderer sein. – Sprachlich brillant, anmutig und kraftvoll, führt diese Novelle durch ein Neuland, das nur der sehen kann, der von einem anderen Leben weiß.

„Der Inselsammler hat ein besonderes Exemplar unter den Füßen: die Insel Grimsey in der baumlosen Welt, sehr klein, vom Polarkreis durchzogen, voll Vogelgeschrei und weiß wie Schnee die Möwenkadaver. Alsbald setzt Kino im Kopf ein von anderen Inseln, anderer Natur im anderen Leben. Eine sehr wunderbare Erscheinung ist dieses Buch.“ Sarah Kirsch

 

PRESSESTIMMEN

Pressemitteilung: LiteraTour Nord, 10. 03. 2016

Ulrich Schacht erhält den Preis der LiteraTour Nord 2016

Der in Schweden lebende freie Schriftsteller und Publizist Ulrich Schacht erhält den von der VGH-Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord. Mit dieser Entscheidung würdigen Jury und Stifterin den Autor für sein bisheriges Werk, insbesondere für seine 2015 im Aufbau Verlag erschienene Novelle „Grimsey“. Darin erzählt Ulrich Schacht von einem Tagesausflug auf die kleine isländische Insel, der zugleich zu einem Erkundungsgang in die eigene Lebensgeschichte wird.

In der Jury-Begründung heißt es: „Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich auf verblüffende Weise und öffnen sich auf eine Zukunft hin, die Neues ermöglicht. Vielfältige Symbole schaffen eine Intensität der Wahrnehmung, die die Oberflächen von Landschaft, Dingen und Lebewesen durchdringt und tiefere Erkenntnisse vorbereitet. Schachts präzise und poetisch verdichtete Sprache sowie der genau austarierte Spannungsbogen verleihen der Novelle zeitlose Klassizität.“

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„Ulrich Schachts Grimsey hat mir ein Freund mit der Bemerkung geschenkt, es sei die schönste Erzählung des Jahres. Da ich ihn als erfahrenen Leser kenne, schlug ich das Buch neugierig auf und war nach wenigen Seiten gefangen. Eine derart klare und leuchtende Prosa hatte ich lange nicht gelesen. Sie wirkt wie ein langer Atemzug, in dem Gegenwart und Vergangenheit zu einem großen Jetzt verschmolzen sind … Grimsey ist ein Buch der verlangsamten Wahrnehmung, der Abrüstung der Affekte. Es widersteht der gegenwärtigen Sucht, Erlebnisse zu sammeln und Reize zu steigern … für die Zeit der Lektüre dieses Buches genießen wir ein zeitloses Glück.“

Ulrich Greiner, Die Zeit Nr. 47, 19.11.2015

 

„Wenn ein Stück Leben in Erinnerungssplittern aus den Inseleindrücken von Grimsey geholt wird, dann ist es auch die Biografie des Ulrich Schacht, auf die man sich hier einlässt. Doch das Buch bleibt nicht im Biografischen stecken, sondern bezieht hieraus seine zwei wichtigsten Stärken. Die eine ist das ‚Wie’ des Erzählten. Aus den Momenteindrücken des Fotografen werden immer wieder Erinnerungen evoziert, beim Gang über die Insel werden so Anblicke und Erinnerungen verwoben – und das in einer schier unglaublichen Langsamkeit, im Rhythmus der kleinsten Wahrnehmung. Auf fünf Quadratkilometern, auf denen sich kaum mehr befindet als Fels, Gras und unspektakuläre Häuser, wird der kleinste Stein zum Anlaß der Erinnerung. Und das Buch wird zur Schule der Wahrnehmung, in folgerichtig genauso klarer wie kunstfertiger Sprache. Aber auch die Spannung bleibt nicht aus. Denn was als Novelle betitelt ist, hat entsprechend der Gattung ein unerhörtes, fragwürdiges Ereignis im Zentrum, um das sich das Geschehen dreht … eine Gedankenkette …, die am Schluß des Buches in eine philosophische Volte von existentieller Wucht, von Traurigkeit, aber auch Weisheit mündet, die den Blick öffnet und das Herz dauerhaft hebt.“

Dr. Katrin Schumacher, mdr Figaro – Buch der Woche, 5. Januar 2016

 

„Ulrich Schacht zählt längst zu den großen Erzählern der deutschen Gegenwartsliteratur. Wer sich mit auf die Wanderschaft über die Insel Grimsey begibt, wird durch ein mitreißendes Leseerlebnis belohnt. Dem Urteil der Lyrikerin Sarah Kirsch ist uneingeschränkt zuzustimmen: ‚Eine sehr wunderbare Erscheinung ist dieses Buch.’“

Lutz Vogel, Glaube + Heimat, 20. Dezember 2015

 

Sebald des Nordens… Die Melancholie seines Reiseberichts erinnert an ‚Die Ringe des Saturn’ des großen Wort-Bild-Künstlers W. G. Sebald, aber anders als Sebald hat Ulrich Schacht seinem Buch keine Fotografien beigegeben. Stattdessen verlässt er sich ganz auf die Suggestivkraft seiner Prosabeschreibungen… aufs Ganze gesehen entwickelt ‚Grimsey’ einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Vielleicht, weil die Balance zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Norden und DDR so sorgfältig austariert ist. Oder weil die unerhörte Begebenheit im Zentrum der Novelle so rätselhaft bleibt. Die toten Vögel, die überall auf dem Inselboden liegen, scheinen mit Schrotflinten erschossen worden zu sein… Auf der Fähre, in der Rückschau, deutet der Mann die erschossenen Möwen als Metapher seiner zerstörten Jugendträume – und nährt damit den Verdacht, die Wanderung sei eine Seelenreise, die Insel selbst eine Manifestation der eigenen Erinnerungen gewesen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall: unbedingt lesen!“

Silke Horstkotte, kreuzer, 0316

 

„Es ist die ungemein dichte Sprache, die an dieser Novelle fasziniert, die Kunst, Wörter sorgfältig und genau zu setzen, assoziativ und präzise Bilder im Kopf zu schaffen, melancholisch, ernst, geheimnisvoll.“

Christiane Schwalbe, www.neue-buchtipps.de, 2016

 

„Der Text lebt durch sich und seine souveräne Erzählstrategie, dadurch, dass der Autor hier Gegenwart und Vergangenheit in Eines bringt. Und der Inselbesuch ist auch eine Übung für uns, die Leser, und zwar in langsamer Wahrnehmung.“

Salli Sallmann, rbb Kulturradio, 18.2.2016

 

„Ein Buch für stille Stunden. Eines, das nicht von einer spektakulären Handlung lebt. Vielmehr vordringlich von seiner außergewöhnlich schönen Sprache. Eine Sprache, die Bilder entstehen lässt, die sich mitunter aus langen Wortsequenzen erheben. Die man immer wieder – mit Genuss – gerne ein zweites Mal lesen muss und darf, um sie vollends zu verstehen. Das ist Ulrich Schachts Novelle ‚Grimsey’ …“.

Stephan Boos, Donaukurier, 20.1.2016

 

„Sein neueres Werk ist Erinnerungsbuch und zugleich Huldigung des hohen Nordens … Wer den Norden mag, wird sich gedanklich womöglich schon auf eine nächste Reise einstellen, vielleicht auch Island / Grimsey in seine Pläne aufnehmen und diese literarische Tour umso mehr genießen … ‚Grimsey’ ist gezieltes Aufmerksamkeitstraining. Der Leser wird aufgefordert, jeden Moment, jedes Detail wahrzunehmen; in hektischen Zeiten ein pures Geschenk …“

Constanze Matthes, htpp://zeichenundzeiten.com, 19.1.2016

 

„Vollkommene epische Kunstwerke gibt es herzlich wenig. Ein überragendes Meisterwerk voller Poesie, Anmut und Eleganz ist die Novelle ‚Grimsey’ von Ulrich Schacht … Bei Ulrich Schacht steht Individualität vor ‚Mainstream’. Das ist tief in seinem Wesen begründet. Der Autor, der mit seinem reichhaltigen Wortschatz brillant das Beobachtete schildert, ermöglicht es, dass auch die Herzen der Leser vom Gelesenen in den Bann gezogen werden. Mit poetischer Kraft verleiht er immer wieder seiner Sprachkunst dichterische Gestalt.“

Eckhard Krause, Kirche & Kommunikation 02/2016

 

„Trotz der leisen Töne und der ruhigen Bilder kommt die kleine Novelle sprachgewaltig daher, oftmals mit langen und verschachtelten Sätzen, die mehrfach gelesen werden wollen um sie in ihrer Gänze zu erfassen, detailgetreu und bildhaft … Und so habe ich Wochen gebraucht, um diese Novelle bis zum Ende zu lesen, immer wieder ein paar Seiten, so dass der eintägige Ausflug nach Grimsey letztlich für mich zu einer langen Reise wurde. Aber eine Reise, die sich gelohnt hat, die mich nicht nur mitnahm auf diese kleine Insel am Polarkreis, sondern auch in die Gedankenwelt des reisenden Fotografen – und ein wenig auch zu mir selbst.“

Parden, www.litterae-artesque.blogspot.com, 31.1.2016

 

„Wo der Erzähler seinen Fotoapparat hat, hat Schacht die Sprache. Eine Sprache, in der er seine Bilder sehr genau abbildet, sie detailliert durchformt. Bis sie sich mit Bedeutung aufladen, zur Atmosphäre verdichten. Man merkt, dass Schacht auch Lyriker ist, in diesem Jahr ist sein Band ‚Platon denkt ein Gedicht’ erschienen. In der Novelle geschieht kaum etwas, doch der Rhythmus trägt den Leser mit sich fort … Da nimmt einer Anstoß an der Banalität des Nur-Wirklichen, wenn es Inseln nicht mehr nötig zu haben glaubt, weil es sich selbst als die paradiesischste aller Inseln wähnt. Fotografieren oder Schreiben erscheinen als Mittel, die Dinge in eine andere Wirklichkeit zu überführen, die, wie es heißt, ‚Diktatur der Zeit’ aufzuheben. Literatur als Inselbau.“

Michael Stallknecht, Cicero, Nr. 12 Dezember 2015

 

„Ulrich Schachts Novelle ‚Grimsey’ ist ein großartiges, stilles Buch, das gleichzeitig kalt und warmherzig ist, getrieben von einer Sehnsucht, die möglicherweise im ewigen Wunsch nach dem Glück fundiert sein könnte. Gerne liest man den einen oder anderen Satz noch einmal, denn leicht macht es Ulrich Schacht dem Leser nicht, was aber auch nicht notwendig ist, denn die unstillbare Sehnsucht nach dem Glück verlangt natürlich nach einem gewissen Einsatz. Und der wird in dieser Novelle wirklich belohnt, wenn man nach 189 Seiten weiß, welches Glück man soeben gehabt hat, zumindest dieses Buch gelesen zu haben.“

Roland Freisitzer, www.sandammeer.at,12/2015

 

„Ein Mann liebt Inseln. Möglichst abgelegen sollten sie sein. Das trifft auf ‚Grimsey’ zu, auf die isländische Insel, über die der Mann streift. Einen Tag lang. Er beobachtet, fotografiert – und er erinnert sich. Das sind die Bausteine dieser geheimnisvollen Novelle von Ulrich Schacht. Der Schauplatz ist überschaubar, der Zeitrahmen begrenzt. Wie es typisch ist für eine Novelle. Ulrich Schacht bleibt ganz nah bei seinem Protagonisten, einem Fotografen, den er auf diesen Landgang nach Grimsey schickt. Der Mann ist auf einer Erkundungstour, einer äußeren wie inneren. Was auch immer er sieht und hört, stößt Erinnerungen an. Er denkt an die glücklichen Sommer seiner Kindheit, an die Studentenzeit, als er im Hafen gearbeitet hat, aber auch an die Brüche in seinem Leben. Inhaftiert war er zu DDR-Zeiten. Auf Grimsey, inmitten dieser eigenwilligen Landschaft, stellt er sich den Fragen des Lebens. Davon erzählt Ulrich Schacht: ohne Pathos, sensibel, in einer kraftvollen Sprache.“

Gabi Rüth, WDR 5, 22. 9. 2015

 

„Mit Seelenruhe schärft der Autor schreibend die Sinne, ein Wanderer und Wandelnder wie W.G. Sebald. Selten sucht er das große Gespräch und wenn, dann redet der Wind sein Wörtchen mit. Schacht unterhält als belesener Erzähler, dem doch selbst die liebste Lektüre die der Landschaft ist. Was für ein Typ, was für ein Trip.

Nürnberger Nachrichten, Oktober 2015

 

„’Inseln sammeln’: Der Mann hat ein komisches Hobby, und kostspielig wird es auch sein, wenn auch nicht in dem Sinne, dass er sich seine Inseln alle kauft … Es sind solche, deren Boden beim Begehen gewissermaßen nachgibt, um tiefere Dimensionen und Seinsschichten zu offenbaren. Gerade ist er auf Grimsey, einer Insel vor Island. Viel passieren wird dort nicht. Es ist ein Glück bei dieser relativen Ereignislosigkeit, dass Ulrich Schacht so gut erzählen, das heißt einfach: schreiben kann … ein Stück Literatur, wie es in dieser Sorgfalt und Präzision nicht an jeder Ecke zu haben ist. … Unter der Oberfläche der behutsam ausgeleuchteten Gegebenheiten dieser nicht gerade zum Baden einladenden Insel wird langsam klar, worum es dem Reisenden geht: Laufend will er zu sich selbst kommen. Dies geschieht naturgemäß schrittweise. Dabei nimmt er, wie in einer Trickbearbeitung, fortlaufend eine andere Gestalt, oder richtiger, einen früheren Seinszustand an. Erinnernd durchmisst er seine früheren Identitäten und kommt auf der letzten Insel ans Ziel. … Das Glück, weiß der Erzähler, ist in der Literatur selten abendfüllend. Deswegen bricht er ab – nicht ohne ein Wort zu hinterlassen, dass sprachwissenschaftlich als Dvandva bezeichnet wird, eine Paarbildung mit semantisch gleichgewichtigen Teilen: ‚Glücksschmerz’. Man könnte von der ‚Trauer der Vollendung’ sprechen …“

Edo Reents, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. 10. 2015

 

„Grimsey zum Beispiel. Eine isländische Insel. Der Erzähler dieser Novelle durchstreift das Eiland als Sammler arktischer Geographien. Er sieht auf seinen Spaziergängen einen Jungen, will ihn einholen. Vergeblich. ‚Was immer der Junge vor ihm tat, der Junge bewegte sich in einer Zeit, die nicht die seine war.’ Das ist der Kern dieses außergewöhnlich atmosphärisch malenden Buches: Ulrich Schacht trifft in diesem Jungen auf sein eigenes Leben. Aber in keinem der atemberaubend farbig erzählten Inselmomente geschieht das direkt, konfrontativ, schnittartig – des Dichters Sprache findet zu einem nebulös dahintreibenden Schleier aus Überblendungen und Traumflussbildern … Ein Bildermaler – dem sich Wahrnehmung zu einem geographisch-mythischen Gewebe fügt. ‚Grimsey’ bestätigt, feiert jene Örtlichkeit, wo Freiheitsempfinden, das sich schwungvoll aufwirft, mit jener tiefgefühlten Fesselung an ein höheres Walten verbunden bleibt, dass den Menschen zurückwirft auf sich selbst. So ist das Buch ein Roman der Eisränder; Trost entsteht durch das, was ist, ohne etwas bedeuten zu müssen. … Es geht ein Sog von dieser Insel aus: Auf einer Reise zu sein hin zu einem letzten Ort, wo dem Zusammenprall von fremder und eigener Wahrheit nachzulauschen ist, von Möglichem und Wirklichem, von Bewegung und Festgefrorensein. Bezwingendes Denken über das Unheimliche, über die Zeit als Not und Nötigung, über die Stille und immer wieder über das mächtigste, wunderbarste aller Musikinstrumente: das Meer. Grimseys Lehre hebt dir dennoch den Kopf: Ja, man kann die Einsamkeit festhalten, als würde man eine Festgemeinde hereinbitten.“

Hans-Dieter Schütt, neues deutschland, 14. bis 18. 10. 2015

 

„Um die Suche nach einem Ort, der existentiellen Halt bietet, geht es in seiner neuen Novelle Grimsey. Dies ist der Name einer winzigen Insel nördlich von Island, am Polarkreis. Dorthin folgen wir einem Fotografen, der in Hamburg allein lebt mit seiner Tochter. … Dieser Mann sucht Inseln hoch im Norden nach Fotomotiven ab. Hier jedoch geschieht ihm Seltsames: Alles, was er sieht und hört, löst nie gekannte Assoziationen aus. Er sieht einen Jungen: sich selbst in seiner Kindheit. Erinnert sich, wie er der Zeit einst ‚Spielsphären’ abtrotzte, ‚in denen sich ihr Fluß staute, Ruhe einkehrte, Stille’. Ein Bild von damals kehrt wieder: ‚Eine Insel, nur von Gras überzogen, und ein Haus darauf, in das ich gehen kann oder aus dem ich komme, um vor dem Meer zu stehen’. In Grimsey entdeckt er das. Es ist die Rückkehr an den Ausgangspunkt einer nie aufgegebenen Gewissheit. … Es ist ein stilles Buch. … Hier begreift man, die wahren Abenteuer spielen sich tief im Innern ab, in der Seele. … Erkenntnisse eines ganzen Lebens, verdichtet auf wenige Stunden.“

Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 13. 10. 2015

 

„ Fünf Jahre nach seinem autobiografischen Erfolgsbuch ‚Vereister Sommer. Auf der Suche nach meinem russischen Vater’ … kommt jetzt das Neueste von Ulrich Schacht: ‚Grimsey’. Der Name klingt geheimnisvoll, und so geht es in der Geschichte auch zu. Grimsey ist eine kleine Insel vor der Nordküste Islands, durch die sich der Polarkreis zieht. Für den Protagonisten, der als Fotograf die Insel besucht, ein Mann in der Lebensmitte, lösen kleine und große Begegnungen in dieser geheimnisvollen Landschaft Assoziationen aus, die ihn immer intensiver zurückkehren lassen in sein Leben während seiner Kindheit und Jugend in der zweiten deutschen Diktatur, im Gefängnis, aber eben auch in der Freiheit danach. Die Abenteuer der Vergangenheit vermischen sich mit der abenteuerlichen Stimmung auf Grimsey, mit merkwürdig-unheimlichen Geschehnissen in der Inselkirche. Ein Seelenkrimi läuft da ab. Und auf der Rückfahrt geschieht etwas Ungeheuerliches, etwas Radikales, das ihn bis auf den Grund seiner Seele durchdringt. Mit dieser Novelle hat Ulrich Schacht bewiesen, dass es eine Literatur von hohem Rang gibt, die Gott ins Spiel bringt, ohne in theologischen Kitsch oder nostalgische Frömmelei zu verfallen. Stattdessen reißt sie uns in eine Nähe zu Gott, die unser Leben verändert, indem sie uns von unseren falschen Hoffnungen und Träumen befreit.“

Peter Hahne, idea Spektrum Spezial Lesen, hören & sehen aus Anlass der Frankfurter Buchmesse Nr. 6.2015

 

„Grímsey liegt rund 45 Kilometer von Island entfernt, mit Flugzeug oder Fähre erreichbar. Was will der Erzähler dort, dessen autobiografischer Hintergrund bald sichtbar wird? Neunzig Einwohner, ein kleiner Supermarkt, eine Kirche. Der Erzähler läuft über die Insel. Sie scheint menschenleer zu sein, nur einigen Kindern begegnet er. Was erzählt er uns, was erlebt er? Die Inselreise ist eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit, mit seinen Lebensinseln, den realen und den geträumten. … Und die Leser wissen, diese Inselreise war kein touristisches Unternehmen, es war eine Suche nach der eigenen Identität. So wächst aus den Schritten, den Fotobildern, den Erinnerungen ein Stück seiner Welt, während ihn die Fähre wieder nach Island trägt. Die literarischen Qualitäten dieses Textes finden wir in dem Zusammenkommen von scheinbar alltäglichen Details zu einer Geschichte. So wird aus einer Lebenserkundung ein poetisches Stück Literatur.”

Klaus Walther, Freie Presse Chemnitz, 9. 10. 2015

 

„Das ist die Geschichte eines Mannes, der auszog, um Inseln zu sammeln: wie Grimsey zum Beispiel, eine winzige Insel im Nordmeer, 40 km von Island entfernt, baumlos, voll Vogelgeschrei. Es gibt eine kleine Siedlung, einen ockerfarbenen Leuchtturm, eine weiße Kirche mit rotem Dach, viel Wind, viel Meer, viel Himmel. Beim Durchschreiten der Insel entdeckt der Ich-Erzähler seltsame Dinge: die Kirche ist von einem merkwürdigen Summen tausender Fliegen erfüllt, die weißen Flecken auf den Wiesen sind tote Möwen und zugleich sind die Landschaft und das Tosen der Elemente so schön, dass es ihm beinahe den Atem nimmt. Während er geht und fotografiert, fragt er sich: Warum sucht er diese große Einsamkeit? Warum lässt er sich immer wieder aus der Zeit fallen? Was ist von seinen Träumen übrig geblieben? Und so wird dieser Tag auf Grimsey, der als Abbild des Äußeren geplant war, zu einem Bildnis seines Inneren … Eine stille, ruhige Novelle – sprachlich dicht und kraftvoll!“

Literaturmanagement Doris Lind, www.literaturmanagement.at, Herbst 2015

 

Ein namenloser Erzähler durchwandert die winzige isländische, am Polarkreis gelegene Insel Grimsey. Er sei ein Inselsammler, wie er später einmal sagt. Und er hat einen Blick für das ästhetisch Besondere ... Der als Journalist und Lyriker mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Ulrich Schacht erzählt von der unspektakulären Wanderung in einer klaren, rhythmischen Sprache. Die fast absatzlosen Abschnitte erfordern Konzentration, doch wer Sprache liebt, wird an der poetischen Novelle Gefallen finden.

Karin Blank, Borromäusverein e.V.

Dachverband der Kath. Öffentl. Bibliotheken

 

 
 

Kleine Paradiese

Erzählungen

 

Edition Rugerup Berlin/Hörby 2013

 

196 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 17,90 Euro

ISBN: 978-3-942955-37-9

 


 
KLAPPENTEXT

Das ländliche Schweden, die Städte Venedig, Moskau, Paris: Es sind idyllische und legendäre Orte, in denen das Personal von Ulrich Schachts Erzählungen versucht, das Glück zu finden. Mit Selbstbewußtsein und Reflexionsfähigkeit sind die Menschen seiner Geschichten begabt, mit vielen Möglichkeiten des Gelingens vertraut. Immer erschüttern aber auch zwischenmenschliche Dramen die beruhigten Fassaden und naturschönen Szenerien, und Schmerz und historisches Leid zeigen sich als Lebensmuster, denen niemand zu entkommen scheint. Und dennoch dominiert am Ende nicht reine Sinnlosigkeit, weil in den Räumen dazwischen immer wieder aufscheint, was wir, verhalten genug, das Glück zu nennen bereit sind.

 

PRESSESTIMMEN

"Schachts fließende, eindrucksstarke Sprache, mählich ins Pointierte, Bestürzende lockend, will nicht aufreizend dramatisch sein; Drama und Verunsicherung warten unter regelrecht unterhaltsamen Oberflächen auf ihren Wahrheitsauftritt ... 'Kleine Paradiese'. Ein programmatischer Titel, gesetzt gegen jegliches irdische (Er)Lösungswort, gesetzt von einem Dichter, der sein allerfeinstes Unterscheiden inzwischen weit weniger an politische Formen, lieber an die wechselnden Formen von Wolken und nordischen Lichtstimmungen vergibt ... Im vorliegenden Erzählungsband offenbart sich ein Poet, der Irdisches, sei es nun ein Hausfest, eine Eiffelturmsbesteigung oder eine Erinnerung an Prag 1968, stets als Kosmisches erzählt. Das uns Grenzen setzt. Für den Respekt von Rätseln, für die Pflege des Geheimnisses Existenz. Aber zugleich gilt ihm Wilhelm von Humboldts Wort, dass man den Ort hinter der geheiligten Grenze gesehen haben muss, 'wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll'. Bedachtsamkeit und Wagnis, Vorsicht und Risiko, Aufklärung und Demut."

Hans-Dieter Schütt, neues deutschland, 21. 5. 2013

 

"Seit es Großstädte gibt, folgten immer wieder bedeutende Schriftsteller dem Bedürfnis, sich dem Lärm und der Hektik zu entziehen. Der Autor Ulrich Schacht ist ein großer Liebhaber des Nordens, den er in wunderbaren Gedichten den Lesern nahegebracht hat. In seinem 'Sehnsuchtsort' Schweden hat er sein kleines Paradies gefunden. Naturliebe bedeutet nicht Weltentsagung. Die Natur hilft dem Autor, manches mit anderen Augen zu sehen und prägt den Blick auf die Welt. Diese Erfahrungen prägen auch Schachts neuestes Werk, den Erzählband 'Kleine Paradiese' ... In den Erzählungen wird der Bogen weit gespannt, in den stillen Geschichten, die trotzdem fesselnd sind, zeigt Schacht dem Leser Anhaltspunkte, kleine helle Leuchtflecken und Außergewöhnliches. So wird in der Geschichte 'Der Rabe im Eiffelturm' ein phantasievolles indisches Märchen erzählt, in der ein Rabe Gott überlistet. Der indische Gott, der den Menschen schaden wollte, kapitulierte und ließ die Menschen in Ruhe. Schacht zeigt sich hier auch als ein Meister des phantastischen Realismus."

Eckhard Krause, Kirche & Kommunikation, Mai 2013

 

"Ulrich Schacht schreibt sprachlich dichte, wunderbar poetische Erzählungen über das Leben und seine unentdeckten Schönheiten, über Geschichte, die uns nicht loslässt, über legendäre Orte und kleine Paradiese, die uns ein Stückchen Glück erleben lassen und die wir bei genauer Betrachtung überall entdecken können – sanft, heiter, geheimnisvoll, nachdenklich, verträumt und ganz real."

Christiane Schwalbe, www.neue-buchtipps.de, 17. 8. 2013

 

"In seinem neuen Buch entführt Ulrich Schacht den Leser in 'Kleine Paradiese': in verlorene Paradiese wie Paris, wo er 'einer Erinnerung wegen' hinflog, in schlafende Paradiese wie den Ort an der 'Grenze zum Böhmischen', wo sich bei einer Buchlesung ein Dichter in einen fulminanten Vortrag hineinsteigert, in intakte Paradiese wie die ländliche Idylle Schwedens, wo des großstädtischen Lebens müde Menschen ausgiebig feiern und essen. Facettenreich, detailgenau, in suggestivem Ton gehalten sind diese autobiographischen Erzählungen des Lyrikers Schacht, in denen Menschen ihr Glück suchen, finden und wieder verlieren. Doch wie immer bei Schacht, dem konservativen, politisch engagierten Dichter und einstigen Gegner des SED-Regimes, ist das Unspektakuläre, Private angeschlossen an das Schicksal der Welt, versetzt er die Reflexionen über eine gestorbene Liebe, einen Aufenthalt in der sächsischen Provinz oder ein geselliges Beisammensein mit kritischen Betrachtungen über Philosophie, Geschichte und Politik ... So brechen in private Dramen immer wieder die der Gesellschaft herein, durchzieht diese Erzählungen eine intensive, melancholische Spannung, lässt ihre kultivierte Sprache sie zu Parabeln werden über die Gefährdung des Schönen, Geheimnisvollen, Idyllischen in einer lauten, durchrationalisierten Welt, gerät ihr leiser, unaufgeregter Erzählfluss zum leidenschaftlichen Plädoyer dafür, all das zu bewahren. Doch verfallen die Erzählungen nie in einen wohlfeilen Kulturpessimismus, findet Schacht, der Naturlyriker und überzeugte Christ, immer wieder zu berührenden Sinnbildern, die Hoffnung spenden und das Geistige über das Zeitliche siegen lassen."

Michael Böhm, Lesart 3/13

 

 
 

Vereister Sommer

Auf der Suche nach meinem russischen Vater

 

Aufbau Verlag, Berlin 2011

 

221 Seiten, gebunden

 

221 Seiten, E-book, 9,99 €

ISBN: 978-3-8412-0420-2

 


 

KLAPPENTEXT

 

Von 1950 bis 1954 saß Ulrich Schachts Mutter im Frauenzuchthaus Hoheneck. Schacht selbst wurde dort 1951 geboren. Verhaftet worden war seine Mutter im Spätsommer 1950 durch den sowjetischen Geheimdienst wegen "Verleitung zum Landeshochverrat und zur Spionage". Der tatsächliche Grund: ihre Liebe zu dem sowjetischen Offizier Wladimir, genannt Wolodja. Mit der Verurteilung der Mutter zu zehn Jahren Arbeitslager verschwand auch der Geliebte aus ihrem Leben, von dem sie nie wieder etwas hörte. Nach der Wende fing Ulrich Schacht an, nach seinem Vater zu suchen. Mitte der neunziger Jahre wurde ein Mann in Moskau gefunden, auf den alle vorhandenen Daten passten, der aber die Beziehung zu Schachts Mutter leugnete. Am 4. April 1999 geht Ulrich Schacht auf einen Mann zu, von dem er glaubt, dass er sein Vater ist.

 

"Es gibt nichts zu richten in diesem Fall von Vatersuche, sondern nur zu erkennen, zu verstehen und, ja, vielleicht auch zu verzeihen ..."

 

PRESSESTIMMEN

 

"'Vereister Sommer', eine Mischung, könnte man sagen, aus Walter Kempowski und 'Doktor Schiwago', ein literarisches Meisterwerk."

Edo Reents, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. 3. 2011

 

"Ein Buch, das man nur mit Herzklopfen, aber auch mit Bewunderung für die Konsequenz und Aufrichtigkeit lesen kann, mit der der Autor sich Schritt für Schritt, Dokument für Dokument, Erinnerung für Erinnerung zurücktastet in die dunklen Anfänge seiner Lebensgeschichte ... Schachts Buch [...] besticht nicht nur durch seine glasklare Sprache, sondern überzeugt auch durch seine kluge Konzeption ..."

Heimo Schwilk, Welt am Sonntag, 3. 4. 2011

 

"Schacht wurde in der und durch die DDR zu einem eichenharten Verfechter fundamentaler Freiheit, wozu für ihn auch die Freiheit des Suchens und Forschens gehört ... 'Vereister Sommer' ist ein bewegend-autobiographisches Buch, die Lebensgeschichte eines kalten Kriegers, die einem kalte Krieger nahenbringt."

Werner van Bebber, Der Tagesspiegel, 4. 6. 2012

 

"Was für ein Text, was für ein Leben ... Schachts jüngstes, im Aufbau Verlag erschienenes Buch, ... einerseits die innigste Liebeserklärung an eine Mutter, die man sich denken kann. Aber es erzählt zugleich von der Suche nach dem Vater, der in den Weiten Sowjetrusslands verschwunden war ... Schacht hat ihn gefunden."

Andreas Montag, Mitteldeutsche Zeitung, 24. 3. 2011

 

"Der Schriftsteller ist ein grandioser Erzähler. Mit seiner brillianten Sprache vermag er den Leser zu packen. Dieser spannende autobiographische Text ist eine atemberaubende Lektüre."

Sabine Kuschel, Sonntagsblatt, 22. 5. 2011

 

"Spannend wie ein Krimi, trauerdunkel wie ein Requiem, doch vor allem von Kraft beseelt – ein Epos der Würde."

Hans-Dieter Schütt, Neues Deutschland, 24./25. 9. 2011

 

"... das Schicksalsbuch eines bekannten Essayisten, Erzählers und großen Lyrikers seiner Generation ..."

Barbara von Wulffen, Die Tagespost, 2. 4. 2011

 

"Was den Wert des Buches ausmacht, ist diese Unbestechlichkeit gegenüber jeglicher Ideologie."

Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 18. 3. 2011

 

Schacht "hat mit dem Buch weit mehr getan, als Mutter und Vater ein Denkmal zu setzen. Es ist ein Dokument einer unerhörten Zeit."

Eva Prase, Freie Presse, 16. 3. 2011

 

"'Vereister Sommer' ist ein Buch, das berührt, auch weil es von der Würde des Menschen unter widrigsten Umständen erzählt."

Grit Poppe, Märkische Allgemeine, 23. 7. 2011

 

"Es ist eine deutsche Geschichte mit russischen Blutsbanden. Es ist eine Geschichte aus Moskauer Archiven und die Geschichte des grauenvollsten Gesichtes der DDR. Auch die Geschichte einer intensiven Mutter-Sohn-Beziehung ... und eine Geschichte, die ans Herz geht."

Bettina Röhl, Hamburger Abendblatt, 21. 4. 2011

 

"Das Werk ist ein beeindruckendes Beispiel christlichen Widerstandes in der Diktatur."

Matthias Pankau, idea Spektrum, 4. 5. 2011

 

 

 

LESEPROBE

 

 
 
Verrat. Die Welt hat sich gedreht
Erzählungen

:Transit Buchverlag, Berlin 2001

144 Seiten, gebunden, 14,80 Euro
ISBN: 3-88747-167-9

 


 
KLAPPENTEXT

Der Band erzählt von Menschen, die aus der Norm fallen, von Verletzungen, die nicht nur aus Erfahrungen, sondern auch aus deren Vergessen herrühren. Er konfrontiert uns mit Geschichten - die dann Teil einer neu entdeckten gemeinsamen Geschichte werden.

Ein ehemaliger Gefangener tritt dem Hauptmann des Sicherheitsdienstes gegenüber, der ihn ein Jahr lang verhört hat. Eine Rechtsanwältin versucht ihrem Mandanten zu erklären, daß sie ihm nicht helfen kann, weil sie ihm nicht helfen darf. Ein Mann wird plötzlich aus der Haft und „seinem” Land entlassen - und vermißt schon in der Tür seine Mitgefangenen. Ein Junge, geprügelt von seinem trinkenden Vater, übt mit seinem Freund und ein paar geklauten Fahnen den 1. Mai und wird verhaftet.

 

PRESSESTIMMEN

„Seit den ‚Dubliners‘ von Joyce sind Erzählungen vor allem Situationen; begrenzte Abläufe, in denen die Sprache eine zentrale Figur wie eine Kamera verfolgt oder selbst deren Auge ist und Verbindungen zu anderen Ebenen vor allem durch Erinnerungen geknüpft werden. Auch Ulrich Schachts Erzählungen stehen in dieser Tradition ... Von Anfang an zeichnet den Helden Aufmerksamkeit, eine zu Abenteuern bereite Neugier und eine innere Festigkeit aus, die nie den Gedanken an ein Opfer einerseits und damit an die Welt der Täter andererseits aufkommen läßt. Questin geht ins Gefängnis und aus ihm innerlich heil wieder heraus, weil er nie darauf verzichtet, selbst Täter zu sein. Es spendet dem Leser Kraft, einen solchen Weg zu verfolgen und sich dabei von einer Sprache führen zu lassen, die über die gleichen Tugenden verfügt: Konzentration, Kultiviertheit und eine Ruhe, die sich Zeit zum Nachdenken läßt.“

Bernd Wagner, neue deutsche literatur 4/2002

 

„Immer sind es ganz genaue, in eine präzise Sprache gebrachte Beobachtungen, aus denen Schachts Erzählungen gemacht sind – und das nicht nur in der Suche Questins nach seiner Vergangenheit.“

                                        Manuela Bank, Mitteldeutsche Zeitung 13. 2. 2002 

 

„Mit diesem Buch hat Ulrich Schacht sich ein Trauma von der Seele geschrieben – ein Trauma namens DDR.“

 Hans Christoph Buch, Die Zeit, 24. 1. 2002

 

„In knappen, prägnanten Bildern und fast übergangslosen Zeitenwechseln baut der Autor ein Geflecht von Momentaufnahmen, das die Figuren auf einem Streckbett von Gewißheit und Ungewißheit festzuhalten scheint. Doch die inneren Spannungen werden eher beiläufig präsentiert ... Neben Gefängniszellen, den Orten der Gewißheit, sind es vor allem Zugabteile, Abstellgleise und Bahnhöfe, in denen die Erzählungen siedeln – dem Milieu der Ungewißheit ...
In scharfem Kontrast zu diesen Ortungen der Trostlosigkeit stehen immer wiederkehrende Szenen am Meer – ein Gegenkosmos, in dem die seelisch angeschlagenen Figuren atmen können, sogar Glück empfinden.“

                                                               Freya Klier, Sender Freies Berlin 2002

 

„Schacht zuzuhören ist ein Erlebnis. Nicht nur, daß er ein ausdrucksstarker Vorleser ist, auch seine Sprache ist brillant. Seine Texte bestechen durch äußerste Detailgenauigkeit. Er offenbart einen Blick, scharf wie ein Seziermesser ... Vor seinem analytisch genauen Blick verbirgt sich der Autor auch selbst nicht.“

                       Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 16. 9. 2002


 

LESEPROBE

 

 
 
Bildnis eines venezianischen Mönchs
Eine Liebesgeschichte

Edition Toni Pongratz, Hauzenberg 2007

Engl. Broschur, 8 Euro
ISBN: 978-3-931883-58-4
 


 
PRESSESTIMME

Eine wunderbare, atmosphärisch dichte Erzählung über den Urlaubsaufenthalt eines Paares in Venedig. Ein vielschichtiger Text voller Reflexionen, in dem er hinter die Fassade des äußerlich Wahrnehmbaren zu blicken versucht … Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasie lösen sich auf. Schacht erweist sich hier als Erzähler, der die Dinge in der Beschreibung geradezu sinnlich erlebbar macht, der äußerst genau ist und dennoch manches behutsam in der Schwebe zu halten versteht. Denn vor allem umkreist er in diesem Text etwas in unserer heutigen Welt Bedrohtes: das Geheimnis.

Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 27.4.2007

 

 

 

LESEPROBE