POESIE (Neuerscheinungen / lieferbare Titel)

 

Schnee fiel in meinen Schlaf

Mit einem Nachwort von Sebastian Kleinschmidt

Edition Rugerup, Berlin 2021

Französische Klappenbroschur, 17,90 €
ISBN: 978-3-942955-85-0
 


 

In diesem Band sind die Gedichte versammelt, die Ulrich Schacht vor seinem plötzlichen Tod geschrieben und für einen Gedichtband mit dem Titel „Schnee fiel in meinen Schlaf“ gesammelt hatte. In diesen philosophischen, mit Hochachtung für die Schöpfung durchdrungenen Gedichten scheint auch ein Abschied hörbar.

 

PRESSESTIMMEN

„Der Schriftsteller und Essayist Ulrich Schacht, der 2018 überraschend im Alter von 67 Jahren gestorben ist, hat das Glück gehabt, aus dem Unglück seines Lebens erschütternde und bleibende Bücher machen zu können … Er besaß einen zähen Überlebenswillen, eine reizbare Empfindsamkeit und eine Leidenschaft für Poesie. Man findet sie in seinen Gedichten. Es sind wunderbare Hymnen auf die Landschaft Schwedens, wo er bis zuletzt lebte.“

Ulrich Greiner, Die Zeit, 19. September 2018

 

Der vorliegende Band ... lebt wie andere seiner Bücher davor von der Hinwendung des Dichters zur spirituell aufgeladenen und erfüllenden Landschaft einerseits, zur Spiritualität von Kunsterfahrung und Nähe wie Kenntnis der Bibel und ihrer (lutherischen) Sprache andererseits, ... dem schwedischen Licht des letzten Wohnorts des Dichters, dem nördlichen Licht seiner Reisen immer wieder und weiter in nördlichere Regionen. Licht, unabweisbar und wie mit einer Botschaft in die Seele des Betrachters der Landschaft und des Lesers dieser Gedichte leuchtend ... dem Schnee ..., der in den Schlaf fiel und diesen zu einem großen Schlaf, zu dem Bruder des Todes machte: ,Das Paradies ist weißʻ. Wie sollte einer, der Gedichte schreibt, nicht stets im Einen auch das Andere sagen? Wie sollte gerade Ulrich Schacht mit seiner deutsch-deutschen und europäischen Biographie, mit seiner erstaunlich lässig getragenen Lebens-Last des 20. Jahrhunderts, die pars pro toto für das Schicksal vieler stehen kann, wie sollte der nicht wissen ..., dass jedes Wort mehr ist, als was der tägliche Tag damit macht? Wie sollte er nicht auch in den vorliegenden Gedichten den Raum um das Einzelne herum so weit werden lassen bis hin zur Beschwörung? Nicht: lies, Leser, lies! sondern: Schau!

Uwe Kolbe, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. November 2021

 

Immer noch und bis in diese letzten, bis in diese posthum erschienenen Abschiedsgedichte Ulrich Schachts gilt, worum es ihm schon immer ging: ,die Unzerstörbarkeit der Wörterʻ ... Etliche der Gedichte des Bandes sind Wiederbelebungs- und Auferstehungstexte und werden ... von jener Heiligen Schrift beglaubigt, die ziehende Vögel in Keilschrift an den Himmel schreiben. Und so und darum erfüllen Ulrich Schachts Gedichte immer noch das, was Martin Opitz im Jahr 1624 über die Herkunft von Dichten und Dichtung sagte; ,Die Poeterey ist anfanges nichts anders gewesen als eine verborgene Theologie, und unterricht von Göttlichen sachen.ʻ Immer noch erfüllen sie das und immer deutlicher wird das sichtbar, weil sie sich einer Welt stellen, die nicht mehr um ,Göttliche sachenʻ weiß ... Derweil aber wird, ereignet sich und vergeht alles doch in einer ,Gewißheit ohne/Wissenʻ. Trost und Kraft wachsen uns zu vom Ewigen, das bei Ulrich Schacht schlicht ,Grundʻ heißt. Und dieser Grund läßt Schneekristalle gedeihen, jene ,gefrorenen Flammenʻ. – Und ,Schnee hellt die/Nachtʻ.

Jörg Bernig, Cato 2/2022

 

 
 

Platon denkt ein Gedicht

 

Edition Rugerup, Berlin 2015

 

Französische Klappenbroschur, 19,90 €
ISBN: 978-3-942955-49-2
 


 

Ein knappes halbes Jahrzehnt nach „Bell Island im Eismeer“, für den Ulrich Schacht 2013 den Eichendorff-Literaturpreis erhielt, legt der Autor nun seinen zweiten Gedichtband in der Edition Rugerup vor. Mit „Platon denkt ein Gedicht“ schreibt er zum einen konsequent sein Programm einer Naturpoesie fort, die sich am Konkreten und Topografischen ebenso orientiert wie am Erscheinungsbild der Jahreszeiten und ihrer Gestaltfolge, in der sich sinnliches Detail und Atmosphärisches gleichermaßen unendlich variabel zeigen. Zum anderen jedoch überführt er das poetische Material im Prozess der Verdichtung an die Ränder einer Metaphysik des Poietischen und konstituiert so ein poetisches Weltverhältnis in seinen Gedichten und durch sie hindurch, das den Vordergrundphänomenen eine Art Hintergrundstrahlung abliest, die auf Quellen verweist, derer wir zuletzt ansichtig werden nur wie in Platons Höhlengleichnis, das die Figur der absoluten Idee hinter den Schatten ihrer Beweglichkeit verbirgt, gleichzeitig aber jenen letzten Grund erahnen lässt, aus dem sich alles speist. Dass sich Natur- und Gesellschaftsgeschichte nicht selten dabei vermischen, gehört dabei ebenso zu Schachts Programm wie die Formenvielfalt zwischen klassischem Versmaß und dem Spiel freier, ungebundener Verse.

 

PRESSESTIMME

In jedem Vers dieser Lyrik wird deutlich, was Paul Celan über den ,Unendlichkeitsanspruchʻ des Gedichtes sagte ... Auch die Lyrik Schachts lebt aus dem Konkreten, aus dem Bild und versucht, durch das Konkrete hindurch das Überzeitliche, Exemplarische zu zeigen ... Das immer wiederkehrende Bild des Meeres wird zum Gleichnis des vorsokratischen apeiron, des Unbegrenzten und Unendlichen ... Schachts Lyrik unterläuft die Gegensätze zwischen individueller und kollektiver Erfahrung, zwischen Erinnerung und Wahrnehmung, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Natur geht in Geschichte über und Geschichte in Natur. Vom Augenblick aus eröffnet sich das Ganze der Zeit – die Ewigkeit ... Im zweiten Gedicht des Zyklus ,Abend Landschaft Dresdenʻ erinnert sich das Ich mehr als sechzig Jahre nach dem Krieg an das Glühen der Trümmer der Dresdner Frauenkirche, die Vergangenheit scheint Gegenwart – und gleichzeitig ist der Schwelbrand in den Trümmern auch Sinnbild des Schwelbrandes der Geschichte, der sich nicht löschen lässt. In dem vielleicht gewagtesten Gedicht des Bandes unter dem Titel ,Utöya oder Die Toteninselʻ verbindet Schacht das Massaker, das Anders Breivik vor dieser Insel 2011 anrichtete, mit anderen Verbrechen der Geschichte: mit den Massakern in Son MY (Vietnam), auf den Killing Fields in Kambodscha und an anderen Orten. In das Gedicht sind Zitate aus den Fragmenten des Philosophen Heraklit eingeflochten. Die Beschreibung der Schönheit der Insel Utöya kontrastiert mit Bildern, die das blutige Verbrechen andeuten, das dort geschah. Schacht gelingt es dabei, den Schrecken erahnen zu lassen, ohne dabei jemals ins Schrille zu verfallen. Gerade in den bloßen Andeutungen wird der Schrecken stärker fühlbar als in Splatterszenen. Die Schönheit der Bilder legt sich wie eine Haut über das Entsetzliche, ohne es zu verharmlosen – ein Verfahren, das an Celans ,Todesfugeʻ erinnert ... Besonders gelungen scheint mir Schachts ,Naturlyrikʻ – eine fast unpassende Bezeichnung, weil sie eingrenzt, was weit mehr als nur das Leben der Natur, sondern stets auch grundsätzliche Fragen des menschlichen Lebens thematisiert .... Dabei gelingen ihm tief bewegende, unvergessliche Bilder, die mit großer Genauigkeit Wahrnehmungen beschreiben, die wir alle kennen, aber meist achtlos verwerfen. Indem Schachts Gedichte diese Wahrnehmungen beschreiben, bergen sie eine kostbare Fülle, die in unser aller Leben präsent wäre, wenn wir wacher und genauer wahrnähmen.

Daniel Zöllner, www.anbruch-magazin.de, Januar 2019

 

 
 
Bell Island im Eismeer

 

Edition Rugerup, Berlin / Hörby 2011

 

Broschiert, 17,90 Euro

ISBN: 978-3-942955-09-6

 


 
PRESSESTIMMEN

Der hohe Norden als Ereignis, der Wechsel der Jahreszeiten als Erlebnis, Natur: weite Blicke und leise Verse als Lebensgefühl.

Ernst-Jürgen Walberg, NDR 1, Radio MV, November 2011

 

Es geht ein Sog von diesen Gedichten aus: auf einer Reise zu sein hin zu letzten Orten, wo einer zentralen Erfahrung heftig wie nie nachzulauschen ist. Einer Erfahrung, der jeder Mensch den Beginn seiner Subjektivität verdankt: dem Zusammenprall von fremder und eigener Wahrheit, von Möglichem und Wirklichem, von Bewegung und Festgefrorensein ... Dies Buch ist Beitrag zu einer Poetik von der Ausleerung der Welt. Beim Lesen das Gefühl, als sei alles Leben eines gewesenen Tags durch deckende Schichten an die Oberfläche gestiegen und ans Licht getreten, um irgendwann wieder in einer ungeheuren Tiefe zu versinken. Man wähnt sich, an fernem Gestade, einem Geheimnis der Existenz nahe und man ahnt, dass alles, was wir Geheimnis nennen, an seinem Ursprung doch absolute Klarheit, Einfachheit, Einfalt war.

Hans-Dieter Schütt, Neues Deutschland, 3. 1. 2012

 

Bell Island im Eismeer vereint Naturgedichte, die auf seinen häufigen Fahrten in die Polarregion in den vergangenen zehn Jahren entstanden: sprachschön, anspielungsreich, voll gedanklicher Tiefe. Diese Lyrik macht die Stille hörbar, die den einzelnen Menschen in arktischen Breiten überwältigt, sie lässt ihn die Ohnmacht fühlen, die ihn darin befällt – aber auch immer wieder die tröstliche Idee seines kosmischen Eingebundenseins erfahren."

Michael Böhm, Die Tagespost, 7. 1. 2012

 

Das Überraschende an diesen Gedichten Ulrich Schachts ist, dass sie uns einen ungeläufigen Begriff von Natur vermitteln. Sie verändern unseren Blick auf sie ... Diese Verse entmachten uns, nehmen uns die Illusion, Herren über die Schöpfung oder ihre Hüter sein zu müssen, demonstrieren uns statt dessen Demut und Staunen ... Durch die freien Rhythmen vieler dieser Verse klingt eine archaische Kraft. Aber ebenso können sie munter in traditionellen Metren dahinfließen, nur verstecken sie dann die Reime im Innern der Zeilen. In anderen Abteilungen des Bandes entfaltet sich eine Fülle an Farben ... Dieser Dichter hat den genauen Blick eines Malers. Seine Gedichte entwerfen Skizzen oder zeichnen faszinierende Wortgemälde. Sie sind zugleich eine philosophische Selbstbefragung des Menschen in der Natur ... So entfaltet dieser Gedichtband ein ganzes Universum.

Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 11. 6. 2012

 

 
 
Weißer Juli
Sechsunddreißig Gedichte und ein Essay

Edition Toni Pongratz, Hauzenberg 2006

Engl. Broschur, 12 Euro
ISBN: 3-931883-50-7
 


 
Leseprobe

UNTERM KIRSCHBAUM
sitzend, Vögel rauben seit
Tagen die Früchte, blick ich
hinab auf die Ebene bis zum
Meer: das vereinigt sich, im
Sonnenglast, mit dem

Himmel. Lautlos
fliegen die Vögel in die

Krone des Baumes lautlos
retten sie ihren leichten Leib
lautlos nimmt sich mein
Blick von dem was zu
sehen ist, und
was nicht

 

PRESSESTIMME

„Die Zuhörer erlebten einen Autor, der in seinen Gedichten mit wenigen Worten gewaltige Seelenbilder erschafft, einen Naturpoeten, der das konzentrierte Hinsehen auf ganz einfache Momente des Lebens zur Methode gemacht hat, einen Menschen, der sich glücklich schätzt, daß er den Herzschlag der Natur spürt und in magischen Sätzen zum Ausdruck bringen kann.“

                                                 Passauer Neue Presse, 1. 7. 2006

 

 
 
Die Treppe ins Meer
Schweden-Gedichte

Edition Toni Pongratz, Hauzenberg 2003

Engl. Broschur, 10 Euro
ISBN: 3-931883-25-6
 


 

Leseprobe

NÖRDLICHE SKIZZE

Über der Bucht: die Wolken, erinnerungslos
an den Wind, der sie trieb verstummt das
Meer, erinnerungslos an die Kraft, die es
bewegte letztes Geräusch am schwarzen
Stein, erinnerungslos an die Welle, die es
einst war. Tief unter dem blassen Mond: die
Sonne. Erinnerungslos an den Tag, den ich sah

 

PRESSESTIMME

„Der 1951 geborene Autor ist ein streitbarer Publizist ... Politische Lyrik und Prosa verfaßt er. Aber zugleich auch Naturgedichte, in denen er sich als ein von großer Ruhe erfüllter genauer Betrachter erweist, der die Nähe zu dem sucht, was ihn umgibt. In seinen Gedichten erinnert er in traumartigen Bildern an das Blutbad der französischen Revolution, stellt, ein Wort des Philosophen Heraklit aufnehmend, fest: ‚Nichts wiederholt sich, aber alles kehrt zurück.‘ Die in den 90er Jahren beschossene Bibliothek von Sarajevo verdichtet er zu einer eindrucksvollen Metapher, die äußerste Gegensätze zusammenfügt ... “

                                         Dresdner Neueste Nachrichten, 20. 9. 2006